Kogan in Zürich 2020
Meine Reise auf Kogans Spuren führte mich in diesem Jahr ein zweites Mal in die Schweiz. Diesmal nach Zürich, wo Kogan 1921/22 an drei verschiedenen Orten zeitweise gewohnt hatte. Helen Shiner hat mich dankenswerter Weise wieder mit den Daten versorgt. Sie wies mich darauf hin, dass sich in der Sammlung des Museums für Gestaltung vier Arbeiten von Kogan befinden. So nahm ich im Vorfeld der Reise Kontakt mit Barbara Junod, Kuratorin der Grafiksammlung und Julia Klinner, Dokumentarin der Kunstgewerbesammlung auf. Wie bei den letzten Museumsbesuchen erlebte ich ein wohlwollendes Entgegenkommen und wir vereinbarten einen Besuchstermin. Ein Freund, der in der Nähe von Zürich lebt und der mein Moissey Kogan Projekt kennt, konnte es einrichten mich an diesem Tag zu begleiten.
Das Toni Areal, in dem sich das Museum für Gestaltung befindet, ist ein lebendiger Ort. Es ist seit 2014 der Campus der Züricher Hochschule der Künste und darüber hinaus ein Bildungs- und Kulturzentrum. Ich melde mich im Foyer des Museums an und werde von Frau Klinner in die Räume der Sammlung geführt. Meine Spannung steigt, als Frau Klinner Kogans Arbeiten holt und in einem abgetrennten Raum auf einem Tisch auslegt. Im vorausgegangenen Mailverkehr hat mir Frau Klinner geschrieben, dass sie bei ihrer Recherche einen Eintrag im handschriftlichen Inventarbuch gefunden hatte, der den Ankauf der vier Objekte im Jahre 1921 dokumentiert:
«M. Kogan, Hadlaubstr. 17, Zürich
(KGS-0) 8363 Stickerei: Sitzende, Seide auf Kanevas, Umrisse gemalt Kupfer 100,-
(KGS-0) 8364 Holzschnitt: weibliche Figur im Faltenkleid, Bronze auf Kupfer Grund 50,-
(KGS-0) 8365 Holzschnitt, 2 weibliche Figuren schwarz 25,-
(KGS-0) 8366 Holzschnitt, weibliche Figur im Faltenkleid in Goldbronze 25,-
g: Fr 200,-»
Und nun sitze ich den Originalen direkt gegenüber!
Die Holzschnitte kommen mir sehr vertraut vor. Zweimal das Motiv der Tänzerin Bara- die Verbindung zu meinem Besuch in Ascona- und die beiden weiblichen Figuren, die mir bei Fotos von Kogans Arbeiten schon oft begegnet sind. Ganz besonders aber finde ich die Stickerei, da die aufwendige Technik wahrzunehmen ist. Hierzu ein Link zum digitalen Museum:
https://www.emuseum.ch/objects/97267/-
Im Anschluss machen wir uns mit der Tram und zu Fuß auf den Weg zu den Wohnorten Kogans:
Hadlaubstraße 17, ein Neubau, Gemeindestrasse 17, Unionstraße 6
Es war wieder ein besonderes Erlebnis für mich auf den Spuren meines „Meisters“ zu gehen. Im Nachhinein wird mir deutlich, dass ich noch zu wenig weiß, was Kogan hier in Zürich erlebt hat, mit welchen Menschen er zusammentraf. War er hier auch in die theosophische Gesellschaft eingebunden? Vielleicht finde ich noch etwas heraus.