Birkengruppe an der „Judenrampe“

Kogan in Auschwitz-Birkenau 2015

Eine wesentliche Station auf dem Weg zu Kogan war für mich ein Besuch des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Diese Reise hatte ich von Beginn an im Sinn. Es war mein erster Aufenthalt an diesem Ort. Im Gepäck hatte ich ein ungebranntes Exemplar der Kopie der Schwebenden als Gabe für Kogan. Ich legte sie in der kleinen frischgepflanzten Birkengruppe an der Judenrampe ab. Hier kam Kogan mit dem Eisenbahntransport an. Seine “Venus” an einer jungen Birke, dem Baum, der nach spirituellem Wissen eine Beziehung zur Venus hat. Das war für mich ein passenden Ort. Sie darf nun in Wind und Wetter vergehen. Dass dieser schreckliche Ort Birkenau in seinem Namen eine Beziehung zur weiblichen Schönheit hat! Ich ging den selben Weg wie Kogan zum Lager, begab mich zu den Ruinen der Gaskammern und gedachte seiner. Berührt hat mich der Eichbaum, der sich über eine der Ruinen beugte. Die Eiche wiederum hat einen Bezug zum Mars- der für Kraft und Mut steht. Ich hatte während der ganzen Reise das Gefühl, dass ich in irgendeiner Weise geschützt war.

Tagebucheintrag vom 23.11.2015

„Ich mache mich vom Hauptlager Auschwitz zu Fuß auf nach Birkenau. Unterwegs mache ich Halt an der „Judenrampe“. Ich stehe an der Bahnstation, an der Kogan am 13.2.1943 ankam. Es gab da noch nicht die große Rampe im Zentrum des Lagers. Auf einer Grüninsel stehen fünf frischgepflanzte Birken. Ich lege mein Mitbringsel, eine freie Kopie eines Reliefs von Kogan, in ungebranntem Ton an die mittlere Birke. Ich lege sie in Gedenken und mit Dankbarkeit erfüllt für „meinen Meister“ ins Gras. Ich bin ganz allein an diesem Ort. Hier kann nun das Relief bei Wind und Wetter vergehen.

Ich setze meinen Fußweg zum Lager Birkenau fort, vermutlich den selben Weg, den Kogan damals gegangen ist.

Und dann tauche ich ein. Es ist ein unvorstellbar großes Lager, unglaubliche Dimensionen. Ich gehe den Weg weiter bis zu den Vernichtungsgebäuden, den Gaskammern und Krematorien.

Ich weiß nicht in welcher der Gaskammern Kogan getötet wurde. Ich stelle mich an den Rand einer noch gut erkennbaren und gedenke der Menschen, die dort ihr Leben lassen mussten. Auch an den Treppenabgängen zu den Auskleidungsräumen stehe ich eine Weile. Das ist alles sehr ergreifend und berührend. Was wird Kogan hier erlebt haben, er, der liebevolle Mensch, der in seiner Kunst die Schönheit und Zartheit gesucht hatte? Friede seiner Seele! Ich fühle mich trotz allem auf eine besondere Weise innerlich beschützt und begleitet.“


ungebranntes Exemplar der Kopie der Schwebenden
Eingang zum Lager Birkenau
Ruinen der Gaskammern