Kogan in Ascona 2020

Recht spontan war eine kurze Reise nach Ascona, in mein geliebtes Tessin, angesagt. So konnte ich an den Aufenthalt im Sommer 2015 anschliessen, als ich mich an diesem Ort anfänglich Kogans Kunst nähern konnte. Ich fertigte damals freie Kopien seiner Skulpturen an. Kogan hat einige Zeit in Ascona gelebt, hatte sogar im Vorort Losone ein Haus gebaut.

Im Vorfeld hatte ich Kontakt mit dem Museo Communale d’Arte Moderna in Ascona aufgenommen. Ich wollte gern das von Otto van Rees gemalte Portrait von Kogan sehen. Ich bekam von Michela Zucconi-Poncini aus der Verwaltung des Museums eine freundliche Zusage. Sie veranlasste, dass eine ihrer Mitarbeiterinnen das Gemälde für mich aus dem Archivlager holte. Das Museum lag noch im Winterschlaf. Die Saison begann erst eine Woche später.

Das Gemälde ist größer als ich gedacht habe. Kogan ist überlebensgroß dargestellt. Es ist in matten Braun- und Grautönen gehalten. Kogan- zu der Zeit zwischen 43 und 44 Jahre alt- wirkt in sich gekehrt, ernst. Ich versuche mich in den Moment des Entstehens des Werkes zu vertiefen. Vor fast 100 Jahren (1923/24) saßen sich diese beiden Künstler gegenüber. Van Rees nahm damals Kogan auf intensive Weise wahr, nahm sein Wesen, seine Stimmung auf, und ließ dies in die Darstellung auf der Leinwand einfließen. Das war bestimmt eine innige Begegnung. Vielen Dank für die Möglichkeit, eine neue Facette von Moissey Kogan zu erleben.

Auf dem Friedhof von Ascona besuchte ich das Grab von Marianna Werefkin, der russischen Malerin, der Kogan sehr verbunden war. Das ist die Verbindung zur Giselastraße in München-Schwabing, wo Kogan ein häufiger Gast bei Werefkin und Jawlenski war.

Außerdem ist hier auch Charlotte Bara beerdigt, eine Tänzerin, von der Kogan verzaubert war. Er hat sie in einem Holzschnitt verewigt.

Auch den Monte Verità hab ich zum wiederholten Male besucht. Es existiert von dort ein Foto von Kogan, im Garten sitzend, zwischen Isa Speyer und Alfred Flechtheim.

Ascona ist ein sehr schönes Stück Land auf dieser Erde. Ich kann Kogan gut verstehen, dass er gern hier weilte.