„Klein Kasteel“

Kogan in Deurne 2022

Die Freundschaft zu dem Maler Otto van Rees und dem Dorfarzt Hendrik Wiegersma führte Kogan immer wieder nach Deurne, einer kleinen Stadt im Brabant in den Niederlanden.

Der Maler Otto van Rees war nach der Zeit in Ascona, in der auch das Portrait von Kogan entstanden war, zurück in seine Niederländische Heimat gezogen und wohnte mit seiner Familie von 1922 bis 1927 auf dem Anwesen „Klein Kasteel“ in Deurne. Kogan kam öfter zu ihm auf Besuch. Sie kannten sich schon seit ca. 1905, durch eine gemeinsame Wohnzeit im Bateau Lavoir in Paris.

In Deurne lernte Kogan durch van Rees den Arzt Hendrik Wiegersma kennen, der mit alternativer Medizin sehr erfolgreich war. Wiegersma wohnte mit seiner Familie im Haus „de Wieger“. Er wurde von van Rees und Kogan zum Malen animiert, in dessen Folge er ein in der Region bekannter Künstler wurde. Kogan besuchte ihn regelmässig bis Ende der dreißiger Jahre.„Klein Kasteel“ ist heute in privater Hand, das Haus von Wiegersma ist zum Museum de Wieger ausgebaut

Nachdem ich am späten Abend angereist war und noch kurz das Museum de Wieger von aussen angeschaut habe, schreibe ich in meiner Unterkunft eine Mail an Tjerk Wiegersma, dem Enkel von Hendrik Wiegersma, dass ich im Rahmen meines Projektes hier in Deurne bin. Ich hatte 2017 von ihm eine Radierung von Kogan erstanden. Er antwortet am nächsten Morgen überrascht, da er nämlich am Tag zuvor zufällig auch im Museum de Wieger war. Wir hatten uns leider um wenige Stunden verpasst. Er versorgt mich noch mit den hier veröffentlichten Fotos, die ich für meinen Bericht verwenden darf. Durch ihn erfahre ich, wo sich das Fenster befindet, an dem Kogan bei der Aufnahme saß.

Ich besuche zunächst das wunderschön gelegene und gestaltete „Klein Kasteel“, von einem malerischen Wassergraben umgeben. Da es ein Privatgrundstück ist, kann ich das Gelände nicht betreten. Deshalb setzte ich mich auf eine Bank an der Straße mit Blick auf die Toreinfahrt und den Weg zum Haus. Vor 100 Jahren ist Kogan hier ein und aus gegangen. Er ist bestimmt gerne hierher gekommen.

Dann gehe ich zu Fuss durch die Stadt, an der Kirche vorbei, in den abgelegeneren„Oude Liesselseweg“ zum Museum de Wieger. Ich meldete mich hier vor einiger Zeit per Mail an, hatte aber keine Antwort bekommen. Als ich an der Kasse an eine Mitarbeiterin der Verwaltung weitergeleitet werde, stellte es sich nach einer Weile heraus, dass meine Mail nie angekommen war. Das Museum besitzt aktuell keine Arbeiten von Kogan. Drei Arbeiten im Archiv sind in privater Hand und dürfen nicht gezeigt werden. Es ist ein herrschaftliches Haus, von einem gepflegten Garten umgeben. Eine schöne Atmosphäre. Ich lasse mir Zeit, die aktuelle Ausstellung anzuschauen. In einem Film, der Ausschnitte von verschiedenen Interviews mit Wiegersma zeigt, kann ich einen Eindruck von dessen starkem Charakter bekommen. Ich setze mich mit einer Tasse Kaffee und einem Zigarillo auf die Terrasse vor dem Fenster, an dessen Innenseite Kogan sass. Er innen, ich aussen, getrennt durch die Fensterscheibe. Das ist ein besonderer Moment.

Ich denke, dass das Haus de Wieger für Kogan ein Ort des Friedens war, v.a. als ab 1933 seine Freundschaften und Beziehungen nach Deutschland durch die politische Situation weniger wurden oder abbrachen.

innen
aussen
Museum de Wieger
Kogan mit Hendrik Wiegersma